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Presseschau - Detail

Zentraler Ort der Forschung

KSZ vom 20./21.09.2008 / Nr. 38, für das Bistum Regensburg, Seite I

 

Papst Benedikt Institut gibt bald ersten Band 

 

REGENSBURG (pdr/md) - Das Papst-Benedikt-Institut in Regensburg hat seine Arbeit aufgenommen. Mit der ersten Frucht des Instituts, dem Erscheinen des ersten Bandes der Gesamtausgabe der Werke von Joseph Ratzinger, wird Mitte Oktober gerechnet. Das teilte der Direktor der Regensburger Einrichtung, Professor Rudolf Voderholzer, mit. Der erste Band wird theologische Schriften über die Liturgie vereinen. Der Heilige Vater hatte Bischof Gerhard Ludwig Müller nach seinem Pastoralbesuch in Regensburg vor zwei Jahren beauftragt, die gesammelten Werke herauszugeben. Der Bischof, der die Idee dazu hatte, gründete das Institut. Dies geht ihm bei der Herausgabe der Werke wissenschaftlich zur Hand. Getragen wird die Einrichtung vom Bischof und der Diözese Regensburg. Es ist in Räumen des Priesterseminars in Regensburg untergebracht. 

Herausgegeben werden die Werke des Theologen, Bischofs und Kardinals Joseph Ratzinger, zunächst nicht die des Papstes, teilte Voderholzer weiter mit. Der Schüler von Bischof Gerhard Ludwig lehrt an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Trier Dogmatik. „Wir planen, die konzipierten 16 Bände in sieben bis acht Jahren zum Abschluss zu bringen", so Voderholzer. 

Internationale Maßstäbe

Die Ausgabe werde auch international Maßstäbe setzen, da sie die vom Heiligen Vater autorisierte „editio princeps", die erste Ausgabe, ist, wie Bischof Gerhard Ludwig erklärte. Jeder Band wird zwischen 700 und 800 Seiten, das Gesamtwerk wird rund 15000 Seiten umfassen. Zusätzlich zur Editionsarbeit haben sich weitere Aufgaben für das Institut ergeben. Dazu gehört die Einrichtung einer Spezialbibliothek mit allen Werken Joseph Ratzingers, die das Institut zu einer Forschungsstelle zur anhaltenden Beschäftigung mit seinem Gesamtwerk macht. Die Zahl der theologischen Beiträge, die Joseph Ratzinger verfasst hat, beläuft sich auf rund 1500, die Predigten nicht mitgezählt. Gesammelt werden derzeit das gedruckte und das ungedruckte Werk, die Bücher, die er besprochen, und die Bücher, die er gelesen hat, sowie die Zeitschriften, in denen er publiziert hat. Das Vorliegen der jeweils vollständigen Zeitschriftenausgaben ermöglicht ein vertieftes Verstehen des Zusammenhangs der Arbeiten. Das Institut wird außerdem alle wichtigen Werke bereithalten, die Joseph Ratzinger während seines theologischen Arbeitens zur Hand hatte. 

Schwerpunkt Wissenschaft

Der Schwerpunkt der Arbeit des Papst-Benedikt-Instituts liegt im wissenschaftlichen Bereich. Gesammelt werden auch alle Arbeiten, die jemals über Ratzingers Theologie angefertigt wurden. Außerdem ist die Einrichtung eines Bild- und Tonarchivs geplant, wie Voderholzer ankündigte, denn Joseph Ratzinger hat zum Beispiel häufig  das „Wort zum Sonntag" gesprochen.

Gesammelt werden ebenso Leserbriefe, Grußworte und Gästebucheinträge von Joseph Ratzinger. „Grundsätzlich sammeln wir alles, was es in diesem Bereich gibt, auch Dinge, die eher Folkloristisches betreffen. Denn auch das gehört zur Rezeption", sagt Professor Voderholzer. „Wer Aufzeichnungen wie nicht autorisierte Vorlesungsmitschriften oder weitere Unterlagen hat, kann unser Archiv bereichern und somit die Forschung voranbringen", so Voderholzer: „Bei uns sind sie gut aufgehoben."

Dass Regensburg der Ort des Papst-Benedikt-Instituts ist, ist verständlich: „Bischof Gerhard Ludwig Müller ist der bedeutendste Theologe in der Deutschen Bischofskonferenz. Insofern lag es nahe, ihm diese bedeutende Aufgabe zu übertragen", erklärte Voderholzer. Darüber hinaus verbindet sehr vieles den Papst mit Regensburg. Acht Jahre lang war er Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Regensburg. Hier baute er sein Haus in der Absicht, seinen Lebensabend in der Nähe seines Bruders zu verbringen. Er ist immer wieder nach Regensburg zurückgekehrt. Die Liste der Regensburger Bischöfe hat nicht wenige bedeutende Theologen aufzuweisen, etwa den heiligen Albertus Magnus (1260-1262) und, im 20. Jahrhundert, Erzbischof Michael Buchberger, der hier das Lexikon für Theologie und Kirche begründete.

 

 

Katholische Sonntagszeitung 20./21. September 2008 (PDF, 64 kB)