Der Glaube geht der Theologie voraus
DT vom 16.04.2016, Nr. 45, S. 5f. von Michael Karger
Die Gesamtausgabe der Werke Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. wird mit dem Band über die Grundstrukturen des Katholischen fortgesetzt.
Am Silvesterabend 1979 hielt Kardinal Joseph Ratzinger eine seiner wichtigsten Ansprachen seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising: Mutig stellte er sich hinter die knapp vierzehn Tage zuvor erfolgte Entscheidung der Glaubenskongregation, dass Hans Küng, sein ehemaliger Kollege an der Universität Tübingen, nicht mehr als katholischer Theologe gelten und lehren könne, weil er in seinen Büchern „von der vollständigen Wahrheit des katholischen Glaubens“ abweiche. Im soeben erschienenen neunten Band der Gesammelten Schriften, der sämtliche Texte zur Fundamentaltheologie aus fünfzig Jahren enthält, kann man diese Predigt nun nachlesen. Als Ratzinger damals in der Frauenkirche predigte, hatte Küng bereits die Massenmedien auf seine Seite gebracht, und die Tübinger Studentenschaft zeigte ihre Solidarität mit ihrem Ordinarius mit einem nächtlichen Fackelzug. Von Verletzung der Menschenwürde, autoritärem Machtmissbrauch und der sachfremden Einmischung in die Freiheit der theologischen Wissenschaft war damals die Rede. In dieser aufs äußerste angeheizten Atmosphäre trat der Münchener Erzbischof vor die Gläubigen und stellte nüchtern die entscheidenden Grundfragen: „Wie stehen Freiheit und Wahrheit zueinander? Wie stehen Glaube und Kirche zueinander? Was bedeutet Autorität in der Kirche und was ist die Freiheit des Glaubens?“
Am Silvesterabend 1979 hielt Kardinal Joseph Ratzinger eine seiner wichtigsten Ansprachen seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising: Mutig stellte er sich hinter die knapp vierzehn Tage zuvor erfolgte Entscheidung der Glaubenskongregation, dass Hans Küng, sein ehemaliger Kollege an der Universität Tübingen, nicht mehr als katholischer Theologe gelten und lehren könne, weil er in seinen Büchern „von der vollständigen Wahrheit des katholischen Glaubens“ abweiche. Im soeben erschienenen neunten Band der Gesammelten Schriften, der sämtliche Texte zur Fundamentaltheologie aus fünfzig Jahren enthält, kann man diese Predigt nun nachlesen. Als Ratzinger damals in der Frauenkirche predigte, hatte Küng bereits die Massenmedien auf seine Seite gebracht, und die Tübinger Studentenschaft zeigte ihre Solidarität mit ihrem Ordinarius mit einem nächtlichen Fackelzug. Von Verletzung der Menschenwürde, autoritärem Machtmissbrauch und der sachfremden Einmischung in die Freiheit der theologischen Wissenschaft war damals die Rede. In dieser aufs äußerste angeheizten Atmosphäre trat der Münchener Erzbischof vor die Gläubigen und stellte nüchtern die entscheidenden Grundfragen: „Wie stehen Freiheit und Wahrheit zueinander? Wie stehen Glaube und Kirche zueinander? Was bedeutet Autorität in der Kirche und was ist die Freiheit des Glaubens?“
Davor hatte sich Ratzinger bereits zweimal sehr ausführlich mit dem 1974 erschienenen Bestseller von Küng „Christ sein“ auseinandergesetzt. Vergleicht man nun die ebenfalls im vorliegenden Band enthaltenen beiden Besprechungen mit der Predigt, so zeigt sich, dass der Professor Ratzinger nichts anderes sagte als der Erzbischof, jetzt allerdings mit der autoritativen Verantwortung des Bischofsamtes. Die Predigt setzte grundlegend ein: „Fragen wir zuerst einfach, was Glaube ist; dann muss sich in einem nächsten Schritt ergeben, wie Glaube und Kirche zusammenhängen und so endlich auch das Verhältnis von Glaube, Freiheit und Kirche durchsichtig werden.“
Zur Funktion des kirchlichen Lehramtes sagte der Kardinal: „Nicht die Gelehrten bestimmen, was an dem Taufglauben wahr ist, sondern der Taufglaube bestimmt, was an den gelehrten Auslegungen gültig ist.“ Mit dem Buch „Unfehlbar?“ habe Küng eine folgenschwere Grundentscheidung getroffen: Er betreibe nun „Theologie sozusagen im Alleingang, allein mit sich und der modernen Vernunft … ohne den gemeinschaftlichen Grund der verbindlichen Aussagen des Glaubens im formulierten Credo der Kirche“.
Für Küng sind weder die Bibel, noch die Kirche, noch das Dogma Instanzen, die den Glauben verbürgen. Maßstäbe des Glaubens sind das, was dem modernen Bewusstsein als plausibel erscheint, und der Konsens der Wissenschaft. Damit habe Küng selbst den Schritt zum bloßen theologischen Schriftsteller vollzogen, was von der Kirche konsequenterweise bloß verbindlich bestätigt wurde: Küng lehnt es ab, Theologie von der glaubenden Gemeinschaft der Kirche her zu betreiben. Im exemplarischen Fall Küng hat Kardinal Ratzinger deutlich gemacht, dass die Probleme weniger in Einzelfragen liegen, sondern im Bereich der Antworten auf die Grundfragen, wie Struktur und Gestalt des Christentums im Ganzen, zu verstehen sind. Anfang des Jahres 1982 übernahm der Münchener Erzbischof die Leitung der Glaubenskongregation in Rom. Noch im selben Jahr erschien die „Theologische Prinzipienlehre“.
Die einzelnen Beiträge dieser Aufsatzsammlung sind in den Band 9 der Werkausgabe eingegangen und um weitere Texte vermehrt worden. Das Vorwort der „Prinzipienlehre“ steht nun auch am Anfang des neuen Bandes, zu dem Papst Benedikt kein eigenes neues geschrieben hat. Es geht um die „Konstruktionsprinzipien des Ganzen“, den „Bauplan des Christlichen“, um Glaubensakt, Schrift und Überlieferung, Bibel und Tradition, auch um die Frage aus der Auseinandersetzung mit Hans Küng, von woher der Glaube „jene Gewissheit schöpft, mit der man leben und für die man leiden und sterben kann“. Der Aufbau der in zwei Bände aufgeteilten fundamentaltheologischen Arbeiten, die von dem Augsburger Fundamentaltheologen Peter Hofmann, Mitglied im Kuratorium des Regensburger Instituts Papst Benedikt XVI., das mit der Herausgabe der Werke beauftragt wurde, umfasst im Teil A Glaube (Glaubensbegriff, Glaubensakt, Theologie als Glaubenswissenschaft), im Teil B Tradition (Traditionsbegriff, Dogmengeschichte, Theologie und Lehramt der Kirche), im Teil C die Heilige Schrift und ihre Auslegung (Entmythologisierung, Lehramt und Exegese), im Teil D Kirche als Ort der Glaubensverkündigung (Krise der Verkündigung, Glaubensvermittlung und Glaubensquellen, Katechismus).
Glaube ist als Grundentscheid der ganzen Person mehr als ein inhaltsloses Grundvertrauen. Zum Glauben gehört die gemeinsame Überzeugung, die gemeinsame Wahrheit. Glauben ist das Übereignetwerden in das Wir der Kirche: „Die Kirche ist das neue und größere Subjekt, … Sie ist unsere Gleichzeitigkeit mit Christus: Eine andere gibt es nicht.“ Teilhabe am Glauben, der durch die Zeiten hindurch mit sich selbst identischen Kirche geschieht im Sakrament der Taufe. Zur Taufe gehört das Glaubensbekenntnis, in dem der Glaube inhaltlich ausgesagt wird. Daraus folgt: „Kirche ist nicht eine Institution, die von außen zum Glauben hinzutritt … sie gehört zum Glaubensakt selbst.“ Wenn im Glauben Christus als der Logos begegnet, bedeutet das, dass im Glauben „die Grundvernunft selbst zum Vorschein kommt“.
Im Glauben erscheint Vernunft, und der Glaube setzt Vernunft voraus. Somit ist der Glaube kein unvollkommenes Wissen, sondern eine Gewissheit besonderer Art: „Gott hat sich gezeigt und uns den Blick auf die Wahrheit selbst eröffnet.“ Dabei weiß der Glaubende, „dass auch das wahr ist, was dem Verstand noch nicht ,einleuchtet‘. Nur vom Wesen des Glaubens her kann das Wesen der Theologie verstanden werden: Der Logos als die universale schöpferische Vernunft selbst begründet den universalen Anspruch des Glaubens und der Theologie als Wissenschaft. Theologie „setzt einen neuen Anfang im Denken voraus, der nicht Produkt unserer eigenen Reflexion ist, sondern aus der Begegnung mit einem Wort kommt, das uns immer vorausgeht.“
Theologie spricht im Namen der Autorität der Kirche. Gegenstand der Theologie sind die Glaubensaussagen, deren Auslegung sie dient. Glaube und Theologie unterscheiden sich darum wie der Text von seiner Auslegung. Theologie setzt darum einen glaubenden Theologen voraus. Theologie setzt die universale Offenheit des christlichen Glaubens voraus, die in der Synthese zwischen dem philosophischen Seinsdenken und dem biblischen Gottesgedanken grundgelegt ist: „Dies bedeutet, dass jeder Rückzug ins bloß Semitische und jeder Versuch einer Ausscheidung des Griechischen aus dem Christlichen als Rückzug hinter die Universalität des Auferstandenen abzulehnen ist.“
Darum gehört für Ratzinger auch die Theologie in die Universität, und zur Universität gehört das Aufrechterhalten der Wahrheitsfrage als die „Existenzfrage des Menschen“. Darum setzte sich Kardinal Ratzinger auch vehement für die Gründung der katholischen Universität Eichstätt (1980) ein. Ratzinger definiert Tradition als „die Bindung des Menschen an die in der Schrift (als Organ der Tradition) bezeugte einmalige Christusgeschichte, die jedoch durch den Geist in der Kirche ihre Gegenwart hat, von ihr glaubend und betend als Gegenwart erfahren und in der Verkündigung als solche ausgelegt wird“. Dieses Verständnis der Schrift als Überlieferung erschließt sich vom Offenbarungsbegriff her: Offenbarung ist ein Ereignis. Jesus Christus ist der Offenbarer. In die Offenbarung gehört auch das empfangende Subjekt hinein. Zeugnis der empfangenen Offenbarung ist die Schrift. Unter „Schrift“ versteht das Neue Testament das Alte Testament, das von Christus her auf Christus hin ausgelegt wird. Dieser Christus ist in der Kirche, die sein Leib ist, gegenwärtig. Letzte Instanz für den Glauben ist nicht ein Buch, sondern Jesus Christus, „der selbst das lebendige Wort Gottes ist und sich sozusagen in den Wörtern der Schrift auslegt, die aber immer nur im Leben mit ihm, in der lebendigen Beziehung zu ihm verstanden werden können.“ „Und da sich Christus die Kirche, das Volk Gottes, als seinen Leib erbaut hat und baut, gehört zur Beziehung zu ihm das Mitsein mit dem pilgernden Volk, das der eigentliche menschliche Autor und Eigentümer der Bibel ist …“ Tradition ist keine inhaltlich bestimmbare Lehre, die die Apostel über die Schrift hinausgehend hinterlassen haben, sondern sie leitet sich vom „Überhang“ der Wirklichkeit des Offenbarungsereignisses über die Schrift hinaus ab. Die Schrift steht immer in einem „Verweisungszusammenhang“, in dem „der lebendige Gott sich in Christus durch den Heiligen Geist mitteilt“. Die Bibel ist „Niederschlag eines viel größeren nie auszuschöpfenden Offenbarungsvorganges“. Schrift versprachlicht die Offenbarung, „die im Wort sich spiegelt, ohne in ihm aufzugehen“. Wenn die Schrift „Organ der Tradition“ ist, dann kann es kein sola scriptura geben. Es gibt nur ein relatives Gegenüber von Schrift und Kirche, tiefer liegt die Untrennbarkeit. Das Neue Testament muss in der Kirche gelesen werden, aber „die Kirche muss immer wieder auf seine Fülle hin gelebt werden.“ „Die Schrift ist nur in der Kirche Schrift, nicht gegen die Kirche. Aber die Kirche hat die Schrift nicht erfunden, sondern empfangen.“ Die Kirche ist Voraussetzung der Schrift, nicht ihre Ursache. Tradition ist Identität in der Veränderung und enthält als „Explikation des in der Schrift bezeugten Christusgeschehens in der Geschichte des Glaubens der Kirche“ auch ein dynamisches Element: „Schrift bedarf immer der Auslegung, und der Glaube, der sie aufschließt, ist immer mehr als bloße Formeln.“ Das Glaubensbekenntnis hat seinen Ursprung im Taufsakrament. Nach den Kriterien der Glaubensregel des Taufglaubens wurde der Kanon der Schrift geformt. In der Schrift selbst ist das Bekenntnis des Glaubens gegenwärtig. Darum ist das Credo die „erste Auslegungsinstanz der Bibel“. Als das lebendige Subjekt des Credo, das im Wandel der Geschichte mit sich selbst identisch geblieben ist, ist die Autorität der Kirche von der Schrift nicht zu trennen. Somit ist das Lehramt der Apostelnachfolger „nicht eine zweite Autorität neben der Schrift, sondern gehört ihr von innen her zu“. „Das Prinzip ,Lehramt‘ ist in der immer lebendigen Wirklichkeit des Symbols enthalten.“ Daraus folgt, dass das Lehramt „die grundlegende und unabdingbare Ebene des Dialogs der Gläubigen mit der Schrift“ darstellt. Das Ich der Kirche ist das Ich des Credo, „es konkretisiert sich in der Stimme des Lehramtes und ist die Voraussetzung von Theologie“.
Somit hat das bischöfliche Lehramt das Recht und die Pflicht, „einer Auslegung entgegenzutreten, in der die Bibel gegen die Kirche und ihr Credo gewendet wird“. Wenn die Wahrheit des Glaubens eindeutig ausgesagt werden kann, dann kann auch die Unwahrheit ebenfalls eindeutig benannt werden. Aus der Auslegungsvollmacht der Kirche leitet sich auch ein letztes Entscheidungsrecht ab.
Dem persönlichen Verantwortungsprinzip in der Kirche entsprechend haben die Bischöfe das Lehramt wahrzunehmen. Sie sind die „Repräsentanten der Kirche der Theologie gegenüber“. Funktion des Lehramtes ist es, „die Stimme des einfachen Glaubens und seiner einfachen Ureinsichten zu verkörpern, die der Wissenschaft voraus liegen, und der zu verschwinden droht, wo die Wissenschaft sich absolut setzt“. Sinnvollerweise wurden dem Band auch die Beiträge von Kardinal Ratzinger zur Krise der Verkündigung zugeordnet. Von den Prinzipien des katholischen Glaubens her hat er die Ursachen der Krise mit großer Klarheit erkannt und offengelegt.
Eine Ursache ist der hypothetische „historische Jesus“ der Exegeten, demgegenüber Ratzinger „den Jesus des Neuen Testamentes als den wirklichen Jesus zu verkündigen“ empfiehlt. Was er schließlich während seines Pontifikats mit „Jesus von Nazareth“ exemplarisch auch selbst getan hat. Zu den Krisenphänomenen gehört für Ratzinger auch, dass nach dem Konzil an die Stelle des Glaubens der Gesamtkirche eine sich verabsolutierende „Glaubenserfahrung“ der jeweiligen Ortsgemeinde getreten ist. Auch gebe sich die praktische Theologie selbst ihre Maßstäbe und habe die Praxis der Wahrheit übergeordnet. In der Religionspädagogik werde der Glaube ohne die Glaubensregel direkt aus der Schrift und ohne Beachtung der Beziehungseinheit der beiden Testamente erhoben. Insgesamt verstehe sich die Verkündigung häufig als „kritisches Korrektiv“ zur Kirche und ihrer Glaubenslehre. Während seiner Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation hat Ratzinger die Erarbeitung des „Katechismus der Katholischen Kirche“ geleitet, den Papst Johannes Paul II. 1992 den Bischöfen übergeben hat. Alle Hinführungen und Kommentare Ratzingers zum Katechismus („Glaubensverkündigung, nicht Theologie“) sind im vorliegenden Band enthalten.
Die Struktur des Christlichen sollte aufscheinen
Peter Hofmann weist in seiner Einführung daraufhin, dass der Text „Die Grundprobleme der theologischen Erkenntnislehre“, den Ratzinger 1958 an die Hörer seiner Vorlesung in Freising ausgeteilt hatte, vom Verfasser nicht aufgenommen worden ist. Dies ist bedauerlich, weil der zwischen der Habilitation und der Mitwirkung Ratzingers auf dem Konzil entstandene Text als Bindeglied im Hinblick auf die Offenbarungskonstitution durchaus von theologiegeschichtlicher Bedeutung ist. Folgende deutsche Erstveröffentlichungen sind im Band enthalten: Der 1997 in Bologna gehaltene Vortrag „Theologie und Lehramt“, das Vorwort zum Dokument der Päpstlichen Bibelkommission „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“, die Intervention auf der Sondersynode zu Europa 1991 „Die Zeichen der Zeit deuten“. Abschließend das Literaturverzeichnis, die gewohnt zuverlässigen Editorischen Hinweise und bibliographischen Nachweise, ein Schriftstellen- und ein Namensregister.
Dem Theologen Joseph Ratzinger war es seit der Indienstnahme als Diözesanbischof und Kurienkardinal nicht mehr möglich, aus den „Bausteinen zur Fundamentaltheologie“ ein systematisches Lehrgebäude zu errichten. Daraus ergeben sich für den Band 9, der aus nachträglich geordneten Einzelarbeiten, die aus den unterschiedlichsten Anlässen entstanden sind, besteht, Überschneidungen. Sah es doch Ratzinger als seine Aufgabe an, in den verschiedenen Situationen „das Ganze“, die Struktur des Christlichen im Zusammenhang, aufscheinen zu lassen. Diese Überschneidungen und immer wieder neuen Ansätze sind allerdings kein Nachteil für den Leser. Zeigt sich doch so auf faszinierende Weise, wie die Grundprinzipien in den jeweiligen Verantwortungsbereichen weiterentwickelt und angewandt wurden. Ratzinger hat in seinen kirchlichen Ämtern diesen Prinzipien Ausdruck verliehen. So durchdringen sich Denken und Handeln in der gelebten kirchlichen Existenz und Sendung.
Der Schlüssel zu seinem Denken
Damit hat Joseph Ratzinger beglaubigt, was er als personales und sakramentales Prinzip der apostolischen Nachfolge 1977 in seiner Predigt nach seiner Bischofsweihe gesagt hatte: „Der Bischof handelt nicht in eigenem Namen … Er ist nicht da, seine Privatidee auszubreiten, sondern er ist ein Gesandter, der eine Botschaft zu überbringen hat, die größer ist als er. An dieser Treue wird er gemessen, sie ist sein Auftrag.“ Ohne den „Bauplan des Christlichen“, den Joseph Ratzinger nicht erfunden, sondern vorgefunden und zusammenhängend dargestellt hat, ist keine katholische Theologie möglich. Ohne diese Prinzipien kann weder ein ökumenischer, noch ein interreligiöser Dialog geführt werden. Innerhalb des Gesamtwerkes von Joseph Ratzinger ist die Prinzipienlehre in Band 9 der Schlüssel zu seinem Denken. Von hierher werden die Initiativen des Präfekten der Glaubenskongregation sowie die Glaubens- und Lehrverkündigung von Papst Benedikt XVI. verstehbar.
Joseph Ratzinger: Glaube in Schrift und Tradition. Zur theologischen Prinzipienlehre. (Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften Band 9 1/2); zusammen 736 Seiten, gebunden, Herder, Freiburg, 2016, ISBN 978-3-451-33611-9, EUR 65,–