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Zelebrationsrichtung: Ostung und Kreuz

Quellangabe: Anmerkung zur Frage der Zelebrationsrichtung, in: JRGS 11, 463–468, hier 466 f.


Eine Wiederentdeckung der Ostung scheint mir für die Wiedergewinnung einer Frömmigkeit wünschenswert, die auch die Dimension der Schöpfung in sich aufnimmt.

[…] In der Überlieferung waren Osten und Kreuzbild, also kosmische und heilsgeschichtliche Orientierung der Frömmigkeit verschmolzen; im Kreuzbild wiederum war nach einer vielleicht zunächst rein eschatologischen Sinngebung Gedächtnis des Leidens, Auferstehungsglaube und Parusiehoffnung, also die ganze Spannung des christlichen Zeitbegriffs ausgedrückt, durch die die Zeit der Gestirne umgewandelt ist in die Zeit des Menschen und in die Zeit Gottes – in Zeit, die Gott nicht ist, aber die er für uns hat. Der Hinblick zum Kreuz fasst so in mancher Weise auch die Theologie der Ikone in sich zusammen, die eine Theologie der Menschwerdung und der Verklärung ist; gegenüber der Bildlosigkeit des Alten Testaments (und des Islams) markiert sie das Neue im Gottesbild, das durch die Menschwerdung des Sohnes geschehen ist: Gott begegnet den Sinnen. Er ist im Menschen, der sein Sohn ist, abbildbar.





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