Wahrheit und Geschichtlichkeit
Quellangabe: Kommentar zur These I–VIII, in: Internationale Theologische Kommission (Hg.), Die Einheit des Glaubens und der theologische Pluralismus, Einsiedeln 1973, 17–51, hier 32 f.
Wahrheit ist für den Christen kein Abstraktum. „Ich bin die Wahrheit“, sagt der johanneische Christus (14,6). Die Wahrheit dessen, was der Mensch ist, was die Welt ist, was Gott ist, d. h. die Wahrheit überhaupt ist real in der Person Jesu Christi. Zu ihr aber gehört die Geschichte, aus der sie kommt, aus der heraus er sich selbst auslegt – jene Geschichte also, die zurückreicht bis in den Glauben Abrahams, ja, bis in den Ruf Gottes an Adam. Das berechtigt zwar nicht von einer „Geschichtlichkeit der Wahrheit“ als solcher zu sprechen, aber es bedeutet doch, dass die Wahrheit in einer geschichtlich voranschreitenden Bewegung auf den Menschen zukommt, sich in ihr entfaltet. Die Wahrheit fordert vom Menschen, damit er ihrer inne werde, das Eingehen in diese Bewegung.
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