Schöpfungslehre und die Folgen ihrer Marginalisierung
Quellangabe: Die Krise der Katechese und ihre Überwindung. Rede in Frankreich (= Kriterien 64), Einsiedeln 1983, 34 f.
Die Marginalisierung der Schöpfungslehre reduziert den Gottesbegriff und so gerade auch die Christologie. Das Religiöse wird eigentlich nur noch im psychologischen und im soziologischen Raum angesiedelt; die materielle Welt bleibt der Physik und der Technik überlassen. Aber nur wenn das Sein selbst einschließlich der Materie aus Gottes Händen kommt und in Gottes Händen steht, kann Gott auch wirklich unser Retter sein und uns Leben – das wirkliche Leben – schenken. Es gibt heute eine fatale Tendenz, überall dort, wo in der Botschaft des Glaubens die Materie ins Spiel kommt, auszuweichen und sich aufs Symbolische zurückzuziehen, von der Schöpfung angefangen über die Geburt Jesu aus der Jungfrau und seine Auferstehung bis zur realen Präsenz Christi in der Verwandlung von Brot und Wein und bis zu unserer Auferstehung und der Wiederkunft des Herrn. Es ist kein gleichgültiger Theologenstreit, wenn die Auferstehung des Einzelnen in den Tod verlegt und damit nicht nur die Seele geleugnet, sondern vor allem die reale Körperlichkeit des Heils bestritten wird. Eine entschiedene Erneuerung des Schöpfungsglaubens ist so auch die Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit und für die Tiefe der Christologie und der Eschatologie.
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