Petrusdienst - Person und Institution
Quellangabe: Der Primat des Papstes und die Einheit des Gottesvolkes, in: JRGS 8,660–675, hier: 665 f.
Das Wir der Kirche beginnt mit dem Namen desjenigen, der namentlich und als Person zuerst das Christusbekenntnis vortrug: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Merkwürdigerweise wird ja gewöhnlich die Primatsstelle erst von Mt 16,17 an gerechnet, während in der Sicht der Alten Kirche der entscheidende Vers zum Verständnis des Ganzen der Vers 16 ist: Petrus wird Fels der Kirche als Träger des Credo, ihres Glaubens an Gott, der konkret Glaube an Christus als Sohn und eben damit Glaube an den Vater und darin Trinitätsglaube ist, den nur der Geist Gottes vermitteln kann. […] Die Verse 17–19 erscheinen in der Sicht der Alten Kirche nur als die Auslegung von Vers 16: Das Credo zu sprechen ist nie eigenes Werk des Menschen, und so kann der, der im Gehorsam des Bekenntnisses sagt, was er aus sich selbst nicht sagen kann, auch tun und werden, was er aus Eigenem nicht tun und werden könnte. In dieser Sicht besteht die Entgegensetzung nicht, die bei Augustinus sich zuerst andeutet und seit dem 16. Jahrhundert die theologische Szenerie beherrscht; hier entsteht ja die Alternative: Ist Petrus als Person das Fundament der Kirche, oder ist das Bekenntnis das Fundament der Kirche? Die Antwort lautet: Das Bekenntnis gibt es nur als persönlich verantwortetes, und daher ist das Bekenntnis an die Person gebunden. Umgekehrt ist nicht eine sozusagen metaphysisch-neutral betrachtete Person das Fundament, sondern die Person als Träger des Bekenntnisses – eines ohne das andere würde den Sinn des Gemeinten verfehlen.
[…] Die Wir-Einheit der Christen, die Gott in Christus durch den Heiligen Geist unter dem Namen Jesu Christi und von seiner in Tod und Auferstehung beglaubigten Zeugenschaft her gestiftet hat, ist ihrerseits durch persönliche Träger der Verantwortung für die Einheit zusammengehalten und stellt sich noch einmal personalisiert in Petrus dar – in Petrus, der einen neuen Namen erhält und insofern über sein bloß Eigenes hinausgehoben wird, aber eben doch in einem Namen, durch den er als Person mit persönlicher Verantwortung beansprucht ist. In seinem neuen, das historische Individuum überschreitenden Namen wird Petrus zur Institution, die die Geschichte hindurchgeht (denn auch dies, die Fortsetzbarkeit und Fortsetzung, ist in der Neubenennung enthalten), aber doch so, dass diese Institution nur als Person und in namentlicher und persönlicher Verantwortung existieren kann.
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