Maria - "Thron der Weisheit"
Quellangabe: „Maria – Du Thron der Weisheit“. Ansprache bei der Maiandacht in der Wallfahrtskirche München-Ramersdorf am 23. Mai 1977 anlässlich des Empfangs des neuen Erzbischofs Joseph Ratzinger in seiner Bischofsstadt, in: MIPB 3 (2010) 28–29, hier 28.
Wir nennen Maria in der Lauretanischen Litanei „Du Thron der Weisheit“. Solche Darstellung, die Maria nicht nur thronend, sondern selbst als den Thron des Wortes zeigt, kommt aus dem Wissen heraus, dass Gott in dieser Welt keine materiellen Throne braucht. Die Welt gehört ihm ja, und die Dinge, die die Menschen gemacht haben, können ihn nicht fassen.
Der wahre Thron, den Gott sucht und braucht, um in dieser Welt seine Herrschaft, die Herrschaft der Freiheit und der Liebe aufrichten zu können, der wirkliche, der einzige Thron, der Gott fassen kann und dessen er bedarf, ist der Mensch, der sich Gott zur Verfügung stellt. Und so ist Maria in der Einfachheit ihres Herzens, durch ihr Ja zum Thron Gottes, zu seiner Eingangstüre in die Welt geworden. Der heilige Augustinus hat das wunderbare Wort über sie geprägt: „Noch ehe sie dem Leibe nach den Herrn empfangen hatte, hatte sie ihn schon ihrem Herzen nach geboren.“ Sie konnte gleichsam dem Leibe nach seine Mutter nur werden, weil sie ihr ganzes Leben zu einer Tür für ihn gemacht hatte, weil sie gleichsam das Fleisch ihres Lebens in den Anspruch von Gottes Wort hineingestellt hatte.
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