Altes Testament - auf Christus hin ausgerichtet
Quellangabe: Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Zeit. Gespräch mit Peter Seewald, Stuttgart / München 2000, 127 f.
Als Christen sind wir davon überzeugt, dass das Alte Testament inwendig auf Christus hin ausgerichtet ist, und dass es seine eigentliche Antwort, seine ganze Zielrichtung erst findet, wenn es von Christus her gelesen wird. Das Christentum ist ja keine andere Religion gegenüber der Religion Israels, sondern es ist das mit Christus neugelesene Alte Testament.
Wir haben bereits mit einer ganzen Reihe von Beispielen gesehen, dass alttestamentliche Geschichten und Texte ein Anfang sind, der noch auf etwas wartet. Sie werden erst vollständig und entschlüsselbar, wenn wir sie vom Neuen Testament her lesen. Das Neue Testament ist also nicht etwas Aufgepfropftes. Und unser Verhältnis zum Alten Testament besteht auch nicht darin, dass wir uns sozusagen widerrechtlich etwas, was eigentlich anderen gehört, zueignen. Sondern es besteht darin, dass da wirklich ein inneres Unterwegssein da ist und das Alte Testament ein unfertiges Fragment bleibt, wenn es nicht ins Neue übergeht. Das ist unsere christliche Grundüberzeugung.
Aber mit dieser Überzeugung geht die andere Hand in Hand, dass Israel auch heute noch seine besondere Sendung hat. Wir warten zwar auf den Augenblick, an dem auch Israel zu Christus Ja sagen wird, aber wir wissen auch, dass es in der Zeit der Geschichte gerade in diesem Stehenbleiben an der Tür eine besondere Sendung hat, die für die Welt von Bedeutung ist. Insofern bleibt dieses Volk in einer besonderen Weise in den Plänen Gottes.
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