Inspiration der Bibel – ein kirchlich-geschichtlicher Vorgang
Quellangabe: Kirche als Ort der Verkündigung, in: Dogma und Verkündigung, München ³1977, 13–25, hier 22.
Inspiration ist […] kein individuell-charismatischer, sondern ein wesentlich kirchlich-geschichtlicher Vorgang, in den ganzen Prozess von Überlieferung, Formgeschichte, Redaktion eingebettet. Nur in dem gemeinsamen Prozess des Aufeinander-zu-glaubens, des Hineinglaubens in die Glaubensgeschichte Israels und in ihre mit Jesus geschehende Wende wird jene Überlieferung, die sich in der Bibel niederschlägt. Und wiederum nur im gemeinsamen Hören, im kritischen Sichten und Streiten wird aus Stücken verschiedenartigster Literatur Kanon, als kirchliches Ereignis. Das menschliche Subjekt der Bibel ist die Kirche; sie ist zugleich der Ort der Übergänglichkeit vom menschlichen Geist zu „Pneuma“, zum Geist des gemeinsamen Leibes Jesu Christi und damit überhaupt die mögliche Stelle von Inspiration. Daher kann zwar eine von der Kirche losgelöste Wissenschaft über die einzelnen Partikeln der Schrift wichtigste Einsichten gewinnen, aber als Bibel ist sie nur kirchlich und nur von ihrem Subjekt her zu verstehen, ohne das sie gar nicht Bibel wäre …
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