Christus
Quellangabe: Christkönig II, in: Gottes Angesicht suchen, Meitingen / Freising ²1979, 54–55.
Das Wort Christus ist nichts anderes als die griechische Übersetzung von Messias: der Gesalbte, der König. Jesus von Nazareth, der gekreuzigte Sohn eines Zimmermanns, ist so sehr König, dass der Königstitel sein Name geworden ist. Indem wir uns Christen nennen, bezeichnen wir uns selbst als Leute des Königs, als Menschen, die in ihm ihren König anerkennen.
Was aber das Königtum Jesu Christi bedeutet, kann man nur recht verstehen, wenn man auf seinen Ursprung im Alten Bund achtet. Dabei zeigt sich zunächst etwas Merkwürdiges. Ein Königtum war offensichtlich von Gott her für Israel nicht vorgesehen. Es entstand geradezu aus einer Rebellion Israels gegen Gott und gegen seine Propheten, aus einem Abfall vom ursprünglichen Willen Gottes. Nach der Landnahme hatte sich dieses aus allerlei Stämmen zusammenwachsende Volk in einer Art von Eidgenossenschaft vereinigt, die keine Herrscher, sondern allein Richter kannte. Der Richter hatte nicht wie ein Herrscher selbst Recht zu schaffen, sondern nur das gegebene Recht anzuwenden. Die Herrschaft über Israel lag allein beim Gesetz, bei dem überlieferten heiligen Gottesrecht. Das Gesetz sollte Israels König sein und durch das Gesetz unmittelbar Gott selbst. Alle waren gleich, alle frei, weil es nur einen Herrn gab, Gott, der im Gesetz seine Hand über Israel hielt.
Aber Israel wird eifersüchtig auf die Völker rundum mit ihren mächtigen Königen. Es will sein wie sie. Vergeblich beschwört Samuel das Volk: Wenn sie einen König haben, werden sie Knechte sein. Sie wollen gar nicht die Freiheit, die Gleichheit, die Erwählung, das Gott-Königtum. Sie wollen sein wie die anderen; sie treten in die Geste Esaus ein – nicht die Erwählung zählt, sondern das Begehren, die Eitelkeit. Der König ist in Israel zunächst Ausdruck einer Rebellion gegen die Herrschaft Gottes – ein Wegwerfen der Erwählung, um zurückzutreten unter die anderen Völker. Aber nun geschieht das Merkwürdige: Gott lässt sich auf den Eigensinn Israels ein und schafft gerade so eine neue Möglichkeit seiner Zuwendung. Der Sohn Davids, des Königs, heißt Jesus; in ihm taucht Gott in die Menschheit ein und vermählt sie sich.
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