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Ehemaliges Privathaus von Prof. Ratzinger ein „Ort der Begegnung und der Dokumentation“

Das „Papst-Haus“ in Pentling war von 1970 bis 1977 der private Wohnsitz von Professor Joseph Ratzinger. Der spätere Erzbischof von München und Freising (seit 1977) und Präfekt der römischen Glaubenskongregation (ab 1982) behielt sein Privathaus und kam immer wieder in den Ferien für ein paar Tage nach Regensburg. Das letzte Mal besuchte Papst Benedikt im September 2006 während seines Pastoralbesuches in Bayern sein Pentlinger Haus. Im September 2010 hatte Prälat Georg Ratzinger in Vertretung seines Bruders Joseph den Schlüssel des Gebäudes an Prof. Dr. Rudolf Voderholzer, Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI., überreicht. Damit hatte der Heilige Vater sein Privathaus in  der Bergstrasse 6 in Pentling der Stiftung Papst Benedikt XVI. übertragen und die zukünftige Nutzung und Betreuung in die Hände des Instituts gelegt.

 

Bis April 2023 werden keine Hausführungen angeboten. Für eine Gruppenführung wird um eine Anfrage mindestens vier Wochen vorher zur Abstimmung des Termins gebeten.

 

In einer kleinen Ausstellung werden Einblicke zu verschiedenen Lebensabschnitten von Joseph Ratzinger gezeigt. Das Haus steht nach Anmeldung und einer Vereinbarung eines Termines Interessierten für eine Führung offen (info@institut-papst-benedikt.de). Gruppentermine können speziell abgestimmt werden. Für Einzelinteressenten bestehen Vereinbarungsmöglichkeiten zu den Terminen der Führungsangebote. Der Unkostenbeitrag beträgt 5 €, ab einer Gruppe von 20 Personen 3 € pro Person (Gruppenteilung bei der Führung), Kinder 3 €.

 

Terminangebote zu Hausführungen bei entsprechender Teilnehmerzahl (5 Personen).

 

Bank: Liga Bank Regensburg 
Kontoinhaber: Stiftung Papst Benedikt XVI.
Vermerk: Führung Wohnhaus Prof. Joseph Ratzinger am ...
IBAN: DE 507 509 03 00000 1370 804
BIC: GENODEF1M05 

Professor Ratzinger war bereits ein international anerkannter Theologe, als er 1969 die Berufung an die theologische Fakultät der damals noch jungen Regensburger Universität annahm. In Regensburg, wo sein Bruder Georg bereits seit 1964 als Domkapellmeister und Leiter der weltberühmten Domspatzen tätig war, sollten die Wanderjahre nun ein Ende haben. Hatte Joseph Ratzinger bislang zur Miete gewohnt, wollte er fortan im eigenen Haus leben und arbeiten. Unterstützt von einem Regensburger Domkapitular wurde in der Nähe der Universität in ruhiger Wohnlage der Bauplatz gefunden. Auch den Architekten wählte Ratzinger selbst aus und gestaltete sein Haus nach seinen Vorstellungen. Nach gut einem Jahr konnten die Geschwister Ratzinger Weihnachten 1970 erstmals zusammen im neuen Haus ihres Bruders feiern 

 

Wie sehr die Geschwister Ratzinger Regensburg als ihren neuen und vermeintlich endgültigen Lebensmittelpunkt betrachteten, erkennt man auch daran, dass sie 1974 ihre Eltern – der Vater war 1959, die Mutter 1963 gestorben – vom Friedhof in Traunstein auf den nahe gelegenen Friedhof in Ziegetsdorf überführen ließen.

 

Schwester Maria Ratzinger führte ihrem Bruder seit 1959 den Haushalt und war somit auch in Pentling an seiner Seite, bevor sie ihm auch zu den weiteren Stationen nach München und Rom folgte. Maria Ratzinger starb während eines Kurzurlaubs in Bayern am 2. November 1991 in Pentling und liegt auf dem Friedhof in Ziegetsdorf begraben.

 

Zukünftig soll das Haus zu einem „Ort der Begegnung und der Dokumentation“ werden. Das Haus wurde wieder so hergerichtet, wie es sich Professor Ratzinger für die Jahre seines wissenschaftlichen Wirkens als Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg eingerichtet hatte.

 

Das Zimmer gleich im Erdgeschoss auf der rechten Seite ist dem Bruder Georg gewidmet. Darin sind Originalpartituren des Komponisten zu sehen und Aufnahmen des Dirigenten zu hören. Auch eine Sammlung der von ihm eingespielten CDs ist ausgestellt. 

Im Erdgeschoss, eingerahmt zwischen zwei Wandleuchten, ist in digitaler Fassung das Gästebuch Joseph Ratzingers ausgestellt. Auf einem Touchscreen lassen sich die Seiten umblättern, die einen lebendigen Einblick in die Schar der Gäste geben, die im Haus in der Bergstraße in Pentling in den Jahren 1970 bis 1977 zu Gast waren. Die erste Seite des Gästebuches zeigt den stolzen Bauherrn vor seinem neuen Haus 1970, darunter den Haussegen, wie er auch an jeder der Türen mit Kreide bis heute geschrieben steht. Dem Eigentümer lag dieser Brauch zum Dreikönigsfest sehr am Herzen. So tragen noch fast alle Türen im Haus den Schriftzug 20 * C + M + B + [Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus] mit der jeweils erneuerten Jahreszahl, und es handelt sich gut erkennbar um die Handschrift des späteren Papstes.

 

 Im Erdgeschoss wurde das Esszimmer aus der historischen Rekonstruktion ausgenommen und als Konferenzraum eingerichtet, in dem kleinere Veranstaltungen und Begegnungen stattfinden können. Die Küche im Erdgeschoss wurde so originalgetreu wie möglich rekonstruiert. Im Keller sind Archivräume für das Institut Papst Benedikt XVI. eingerichtet. 

 

Sein Arbeitszimmer wurde mit größtenteils rekonstruierten Möbeln und entsprechenden Büchern ausgestattet. Die Bibliothek soll weitgehend der Bibliothek Joseph Ratzingers aus dem Jahr 1977 entsprechen. Etliche Bücher, die seinerzeit zurückgelassen wurden und den handschriftlichen Besitzvermerk „Joseph Ratzinger“ tragen, sind in die Bibliothek integriert. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Schreibtisch. Das Original steht im Arbeitszimmer des Heiligen Vaters im Apostolischen Palast. Joseph Ratzinger hatte ihn 1953 zu Beginn seiner Dozententätigkeit in Freising von der Hochschule zur Verfügung gestellt bekommen. Der angehende Professor lernte das Möbel aufgrund seiner Funktionalität sehr schätzen, kaufte den Schreibtisch vor seinem Umzug nach Bonn 1959 und nahm ihn zu allen seinen Wirkungsstätten mit. Auf diesem Schreibtisch entstanden alle (!) wichtigen theologischen Werke Joseph Ratzingers. Jetzt liegt auf der exakten Kopie des Schreibtisches unter anderem das mit Randnotizen versehene griechische Neue Testament Joseph Ratzingers, das den Besitzvermerk „Joseph Ratzinger 196(2)?“ trägt.

 

Das ehemalige Schlafzimmer auf der Nordostseite ist nicht wieder originalgetreu hergerichtet, sondern als ein Raum gestaltet, der in ausgewählten Bildern und Archivalien die enge Bindung der drei Geschwister vor Augen stellt. Eines der herausragenden Objekte des ganzen Hauses ist der „Christkindlbrief“ der Geschwister aus dem Dezember 1934, das bislang älteste schriftliche Dokument Joseph Ratzingers. Wie auch seine zwei älteren Geschwister schreibt er als Siebenjähriger artig seinen Weihnachtswunsch auf: Unter anderem ein Schott-Messbuch! Daneben sind weitere sehr frühe Zeugnisse des Familienlebens sowie eine Reihe von kleinen Kunstgegenständen ausgestellt, mit denen Joseph Ratzinger sich umgab, vor allem aber die Stücke, die die häusliche Feier des Weihnachts- und Osterfestes illustrieren. Die dort präsentierten Bilder dokumentieren Stationen des Lebens der Geschwister Ratzinger.

In den Zimmern, die den Geschwistern reserviert waren, wird jeweils deren Lebenswerk gewürdigt und durch ausgewählte Erinnerungsstücke dokumentiert. 

 

Im Zimmer der Schwester im Obergeschoss werden die drei Tätigkeitsbereiche von Maria Ratzinger dokumentiert: Die mechanische Schreibmaschine, die bis Anfang der 1980er-Jahre im Einsatz war, verweist darauf, dass Maria ihrem Bruder alle privaten Schreibtätigkeiten ausführte, und die Verwaltung des Hauses und des Haushaltes organisierte und auch den Familienzusammenhalt im Blick hatte. Das Nähkästchen mit ausgewählten Stücken wie etwa den Wäschezeichen erinnert an die Haushaltsführung, das Kochbuch – ein Geschenk der Mutter Maria Ratzinger an ihre Tochter – daran, dass sie auch für das leibliche Wohl sorgte.

 

Der Garten wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten verjüngt. Die Brunnenfigur und die Katze, zwei Bronzeskulpturen der Chiemgauer Künstlerin Christine Stadler, wurden (als Kopien) wieder an ihrem ursprünglichen Ort aufgestellt. Der Brunnen selbst war von Joseph Ratzinger zwar noch angelegt, aber nicht bis zur Funktionstüchtigkeit vollendet. Seit Mitte September 2012 sprudelt aus den drei Armen der Brunnenstele, die das Bildnis der Gottesmutter trägt, nun auch lebendiges Wasser. Schließlich begrüßt im Eingangsbereich seit dem 19. September 2012 eine Bronze-Büste des Erbauers und Hausherrn Joseph Ratzinger die Besucher. Die Büste wurde geschaffen vom Bildhauer Johann Brunner, Surberg bei Traunstein.