„Es bleibt mir eine ehrenvolle Aufgabe, seinen Lebensweg und theologisches Vermächtnis zu bewahren.“ Dr. Franz Haringer zum Gedenken an Benedikt XVI.
Mein erstes Buch von Joseph Ratzinger, das ich während meines Theologiestudiums gelesen habe, war seine „Eschatologie“, das Lehrbuch über das christliche Verständnis von Tod, Auferstehung und ewigem Leben. Seitdem sind viele weitere Bücher gefolgt. Geblieben ist die Faszination von der Klarheit der Darlegungen, der Schönheit der Sprache und der tiefen Gläubigkeit des Autors, die auch in seinen wissenschaftlichen Texten zu Tage tritt. Gerade die vertiefte Beschäftigung mit seiner Lehre von der Kirche, die er auf der Feier der Eucharistie aufbaut, und mit seiner Sicht der Spiritualität, in der sich die Theologie zu bewähren hat, haben mich auch persönlich bereichert.
Nun ist der lange irdische Lebensweg von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. zu Ende gegangen.
Dankbar erinnern wir uns zurück an sein Wirken als Professor der Theologie, als Bischof, Kardinal und Papst. Auch in den Jahren nach seinem Rücktritt vom Petrusdienst hat er seine Gebete und sein Denken in den Dienst der Kirche gestellt. Sein Leben ist vielfach anders verlaufen, als er es geplant hatte. Doch der akademische Lehrer hat sich auch als Hirte in Dienst nehmen lassen. Die Güte und Gelassenheit, die Benedikt XVI. bis zuletzt ausgestrahlt hat, kamen gewiss aus der Freude darüber, dass es der Herrgott gut mit ihm gemeint hat.
In seinem Geburtshaus in Marktl am Inn bleibt es weiterhin unsere ehrenvolle Aufgabe, seinen Lebensweg und sein theologisches Vermächtnis zu bewahren. Ich bin überzeugt, dass sein Leben, Glauben und Denken für die Gläubigen wie für alle fragenden Menschen auch in Zukunft eine Vielzahl von Impulsen bereithält.
Möge nun für Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. selber wahr werden, was er schon 1969 in seinem Beitrag „Was kommt nach dem Tod?“ so formuliert hat:
„Unsterblichkeit hat nach christlichem Glauben fundamental mit der Liebe zu tun. Das allein Ewige ist die Liebe; als Liebe ist Gott Ewigkeit. Und seine Liebe wiederum ist des Menschen Ewigkeit, im Geliebtsein von der ewigen Liebe ist er unvergänglich aufgehoben.“ (JRGS 10, 366)
Dr. Franz Haringer
Theologischer Leiter Geburtshaus Papst Benedikt XVI. in Marktl am Inn
Mitglied im Kuratorium des Instituts Papst Benedikt XVI. in Regensburg